Gegenwart (ab 1989)

Die Wende auf Hiddensee

Durch das Engagement einiger Inselbewohner entwickelte sich während der Wendezeit neben etlichen Erweiterungen im kulturellen Bereich auf politischer Ebene ein selbstbestimmtes demokratisches System.

Steilküste

Steilküste

Im Oktober 1989 gründete sich als Ausdruck einer intensiveren politischen Diskussion eine „Initiativgruppe“ um Inselpastor Domrös und die damalige Leiterin der Gerhart-Hauptmann-Gedenkstätte Frau Dr. Kühne, um aktuelle Fragen der Insel zu diskutieren. Die Gemeindevertretung erkannte diese Gruppe an.

Am 29. November 1989 wurde der Bürgermeister mit sofortiger Wirkung von seiner Funktion entbunden und gleichzeitig zum 31. Dezember 1989 als Ratsmitglied und Abgeordneter abberufen. Man wählte die Mitglieder der oben erwähnten „Initiativgruppe“ in die Gemeindevertretung hinzu.

1990 wählten die rund 1300 Hiddenseer Norbert Athing von Helgoland zu ihrem Bürgermeister. Von 1990 bis 1996 organisierte er den Aufbau einer neuen Infrastruktur und die Ausrichtung auf eine neue Zeit. Danach übernahm der Wahlhiddenseer Gino Leonhardt das Ruder.

Die einzige Straße wurde ausgebaut und verbessert, eine Kläranlage errichtet, ein Gasleitungsnetz kam unter die Erde und erhielt mit Hilfe einer durchs Wasser geführten Leitung Anschluß zur Insel Rügen. Straßenbeleuchtungen entstanden und der Ausbau der Häfen begann.

Kulturelles spielte nach wie vor eine große Rolle. Alles sollte erhalten, erneuert oder ausgebaut werden. Die Hiddenseer wollten sich durch politische Veränderungen ihre Liebe zu der Insel nicht nehmen lassen. Früher lebten sie von Aal und Hering, die in der DDR auch als Zahlungsmittel genutzt wurden, und vom Ruf des Eilandes als Künstler- und Intellektuelleninsel.

Heute gibt es nur noch dreißig Fischer, und so empfangen die Insulaner als Fuhrmann, Kellner oder Hafenarbeiter ihre Gäste vom Festland. Ihnen und sich wollten sie das Flair der Künstlerkolonie erhalten. Zum Beispiel halfen sie mit, die 1998 aus dem Berliner Figurentheater HOMUNKULUS hervorgegangene „Seebühne“ Hiddensees zu etablieren.

Das seit 1963 betriebene Zeltkino in Vitte erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit. Nicht nur von den Sommergästen wird es besucht. Auch viele Hiddenseer nutzten seit Jahren das wohl ausgesuchte Filmangebot von Ekki, wie der Betreiber liebevoll genannt wird. Seit 2003 gestaltet das Kino Bergen, unterstützt von der Hiddenseer Kurverwaltung, den fortlaufenden Kinobetrieb.

Jeden Sommer sind von Neuendorf vorm „Hotel am Meer“ über die kleine Galerie der „Heiderose“ in der Dünenheide bis hin zur „Torbogengalerie“ und dem Heimatmuseum in Kloster wechselnde Ausstellungen zu besichtigen. In das seit 1954 eröffnete Heimatmuseum kamen und kommen Gäste zu Hunderttausenden. Aktuelle sowie spektakuläre Kostbarkeiten werden ausgestellt. Große Bernsteinfunde können bewundert werden.

Das „Gerhart-Hauptmann-Haus“ ist Gedenkstätte und kulturelles Zentrum zugleich. Der Inselfriedhof verrät viel über die Geschichte der kleinen Insel. Aufschlußreich ist ein Gang entlang des historischen Gräberfeldes am Weg zur Kirche.

Die Wetterstation ist seit August 1998 eine Attraktion auf Hiddensee. Der bekannte Fernsehmeteorologe und Showmaster Jörg Kachelmann hatte die Idee dazu. Ab und zu gibt es sogar einen Vortrag zum Hiddensee-Wetter im Seminarraum der Hotelanlage „Heiderose“ oder im „Henni-Lehmann-Haus“.

Kulturelle Begegnungsstätten

Seebuehne

Seebühne

Von Mitte April bis in den Dezember hinein bietet das in Vitte etablierte Puppen- und Figurentheater „Seebühne“ regelmäßige Aufführungen von Stücken für Kinder und Erwachsene sowie Gastspiele verschiedener Künstler aller Genre.

Inzwischen gastierte das 1998 gegründete kleine Theater während der vergangenen fünf Jahre in Dänemark, Finnland, Frankreich, Italien, Norwegen, Portugal, Schottland, Schweden, in der Ukraine und der Schweiz. Auch bei nationalen Theatertreffen und Gastspielveranstaltungen war die „Seebühne“ präsent, so unter anderem in Berlin, Dortmund, Dresden, Frankfurt/Oder, Greifswald, Hamburg und Lübeck.

Lietzenburg

Lietzenburg

Konzerte werden im „Hauptmann-Haus“ und der Inselkirche gegeben. Damit wird eine langjährige Tradition erfolgreich am Leben erhalten.
Außergewöhnlich ist das jedes Jahr Ende Juni im ehemaligen „Muthesius-Haus“ in Vitte am Süderende stattfindende Hauskonzert. Anlaß dieser besonderen musikalischen Begebenheit ist der Geburtstag des heutigen Besitzers Dr. Peter Nowak, Herzspezialist aus Berlin

Viele bekannte Musiker und Sänger erfreuten in den letzten Jahren die Gäste. Im Juni 2002 gab der international anerkannte russische Pianist Vladimir Stoupel (*1962) sein Können zum Besten. Der folgende Geburtstag wurde mit Musik für Klavier zu vier Händen durch die Pianisten Mi-Joo Lee (Korea) und Professor Dr.Klaus Hellwig begleitet. Im übrigen verlebte der Graphiker Werner Klemke (1917-1994) mit seiner Familie jahrzehntelang die Sommermonate im „Muthesius-Haus“ auf Hiddensee und behielt die Treffen von Kunstschaffenden und -begeisterten bei.

Das „Gerhart-Hauptmann-Haus“ (ehemals „Haus Seedorn“) in Kloster ist seit 1956 für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Lebens- und Schaffensstätte des Dichters ist im Originalzustand erhalten, so wie der Hausherr sie 1943, bei seinem letzten Inselaufenthalt verlassen hat.

Neben Konzerten finden hier auch Lesungen und Vorträge statt. Beispielsweise las Bernhard Schlink (*1944) im Juni 2000 aus seinem damals gerade erschienenen Erzählband DER VORLESER im Arbeitszimmer des großen Dramatikers. Günter Grass (*1927) ist ebenfalls ein gern gesehener Gast, ob mit dem Roman WEITES FELD (1995), mit seinen Graphiken oder mit der Novelle IM KREBSGANG (2002) im Gepäck.

Wanderung

Terrasse Gerhart Hauptmann Haus

Im Hiddenseer Heimatmuseum erfährt der interessierte Besucher wie Hiddensee entstand, wie die Hiddenseer im letzten Jahrhundert lebten, welcher Schutz gegen Sturmfluten gegeben ist und war, wie das Zisterzienserkloster aussah und bewirtschaftet wurde, welche Fische in den Gewässern um Hiddensee gefangen werden, welche Vögel auf Hiddensee brüten oder welche Pflanzen auf der Insel heimisch sind.

Der Entertainer und Wetterfrosch Jörg Kachelmann initiierte Ende der neunziger Jahre auf Hiddensee den Bau einer Wetterstation an zwei verschiedenen Standorten. Eine befindet sich am Leuchtturm in Kloster, die andere steht in der Heide.

Das alte Rathaus in Vitte wurde rekonstruiert und im Mai 2000 mit dem Namen „Henni-Lehmann-Haus“ wieder eröffnet. Seitdem finden hier Konzerte, Lesungen, Schachnachmittage und andere Veranstaltungen statt. Die vom Obergeschoß in die erste Etage verlegte Bibliothek erfreut sich seit jeher großer Beliebtheit. Die Namensgeberin dieses Hauses initiierte1907 den Bau. Sie prägte das politisch-soziale Leben auf der Insel Hiddensee entscheidend mit.

Viele mit der Insel verbundene Künstler fanden auf eigenen Wunsch ihre letzte Ruhestätte auf dem Klosteraner Inselfriedhof, auf dem sich ein historischer Spaziergang lohnt. Die Hiddenseer Inselkirche ist das letzte sichtbare Bauwerk aus der Zeit des Zisterzienserklosters, das auf Hiddensee im Jahre 1296 gegründet wurde. Schon 1332 wurde die Inselkirche als Pfarrkirche für die Fischer und Bauern der Insel geweiht.