Auf immer und ewig

Die liebe zur Insel

Zum Inselliebhaber wird man schnell, wenn man sich auf den etwas anderen Takt einlassen kann. Und die Geschichte Hiddensees gibt auch einiges her. In einer Spanne von 1730 bis in die heutige Zeit ist ein reichhaltiges Kulturleben zu finden. Das ist nicht nur in der umfangreichen Literatur über Hiddensee nachzulesen, sondern auch in einer Sammlung der schönsten Gedichte über die Insel. Schon Mascha Kaleko betonte: Man braucht nur eine Insel…

Egal, wo man sich auf Hiddensee gerade befindet, man atmet Geschichte. Der Blick kann sehr weit zurückschweifen, denn auch das Aussehen der Insel hat sich seit ihrer Entstehung sehr verändert, aber der landschaftliche Reiz, der z.B. auf den Bildern vieler Künstler dargestellt ist, ist immer noch zu sehen. Da spielt sicher auch das hiddenseetypische und zwar auf eine ganz besondere Art typische Licht, eine große Rolle. Und das erleben wir noch heute.

Frühe Kulturgeschichte

Vor 13 000 Jahren endete die Eiszeit im Gebiet der späteren Insel Rügen. Nach Klimaschwankungen und deren Auswirkungen auf die Natur drangen zu sommerlichen Jagdzügen von Süden altsteinzeitliche Rentier-Jägergruppen in das Gebiet des Baltischen Eissees (Vorläufer der heutigen Ostsee) ein. Eine Besiedlung des Festlandes begann vor 8500 Jahren durch Jäger, Fischer und Sammler der mesolithischen Kultur.

Veränderung im Bessin

Nachweise der Besiedlung von Hiddensee reichen bis ins dritte Jahrhundert unserer Zeit zurück. 1905 legte ein Uferabsturz das Grab einer Germanenfrau frei, die Anfang des dritten Jahrhunderts auf der Insel beigesetzt worden war. Die Nachkommen der Germanenfrau wurden vom Sog der Völkerwanderung erfaßt und wanderten aus.

Im sechsten bis siebenten Jahrhundert siedelten Slawen auf der Insel. Beweis dafür sind die slawischen Namen der Dörfer Grieben und Glambeck. Letzteres Dorf gibt es schon seit dem Siebzehnten Jahrhundert nicht mehr, vermutlich lag es auf der großen Wiese nördlich von Neuendorf.

1296 wurde die Abtei „Zum heiligen Nikolaus“ als eine Zweigstelle des 1231 gegründeten Zisterzienserordensklosters Neuenkamp in Franzburg bei Stralsund auf Hiddensee gegründet. Fürst Wizlaw II. von Rügen (circa 1240-1302) hatte die Insel den Zisterziensern geschenkt. Wahrscheinlich war er daran interessiert, die Mönche als Hüter der feudalen Ordnung und zur Unterstützung des Handels nach Hiddensee zu bekommen. Die Insel sollte wirtschaftlich erschlossen werden.

Im Zuge der Reformation verließ 1536 der letzte Abt das Zisterzienserkloster. Nach 240 Jahren Klosterschaffens löste man die Abtei auf. Ihre Güter wurden vom Herzog beschlagnahmt und das Klostergebäude als fürstliches Amtshaus verwendet.
1570 erfolgte die Übernahme der Hiddenseer Verwaltung durch das Rentamt in Bergen. Die Abtei verwaiste nun endgültig.

1628 wurde Hiddensee zu einem wesentlichen Teil seines natürlichen Schutzes und seiner Schönheit beraubt. Als der Dänenkönig Christian IV. nach seinen kriegerischen Unternehmungen zurücksegelte, ergriff er die Gelegenheit, den Holzreichtum der Insel auszubeuten und die herrlichsten Stämme mit nach Kopenhagen zu nehmen. Der Dornbusch trug bis dahin einen prachtvollen Mischwald von Eichen, Buchen und Kiefern. Im Süden erstreckte sich bis dato ein Erlenwald von Vitte bis nach Glambek.

Die von Wallenstein (1583-1634) aus dem Feldlager vor Stralsund in Marsch gesetzten Truppen konnten diese Tat nicht verhindern. Um den Dänen künftigen Holzraub unmöglich zu machen, befahl der Feldherr, die gesamten Wälder und Dickichte Hiddensees niederzubrennen.

Zwischen 1627 und 1631 plünderten, besetzten und verwüsteten Dänen, Schweden und die Truppen Wallensteins die Inseln Rügen und Hiddensee.
Durch den Westfälischen Frieden 1648 wurden Rügen und Hiddensee dem Königreich Schweden zugesprochen. Die Schweden bauten, als sie Anfang des Achtzehnten Jahrhunderts im nordischen Krieg die Zufahrt nach Stralsund sichern wollten, auf der Fährinsel Schanzen und rüsteten diese zeitweise mit Kanonen aus.

Deshalb heißen die längst überwachsenen Befestigungswerke auch noch heute „Schwedenschanze“. Als 1657 der Stralsunder Ratsherr und Kaufmann Berend von Wolfradt (1600-1660) die ganze Insel kaufte, blieb die schwedische Hoheit jedoch erhalten.

Um 1695 wurde ein Nachweis der ersten sozialökonomischen Bevölkerungsstruktur aufgestellt. Danach gab es auf der Insel: 8 Halbbauern, 18 Kossathen (wenig Grund und Boden), 18 Einlieger (kein Grund und Boden), 4 Personen ohne Einkommen. Außerdem gehörten zur Inselbevölkerung: 1 Amtsverwalter, 1 Pastor, 5 Schiffer, 1 Küstenschiffer, 2 Müller.
Um 1750 hatten sich diese Verhältnisse kaum verändert. 1817 zählte man auf der Insel Hiddensee jedoch schon 654 Einwohner.

1754 erwarb der Stralsunder Kaufmann J. U. Giese (1719-1779) die Insel Hiddensee. Er fand an der Nordwestküste Ton, der sich zur Herstellung von Fayencen eignete. Für diese Tonwaren bestanden damals große Absatzmöglichkeiten, denn Porzellan wurde in noch nicht ausreichender Menge gefertigt und war für viele zu teuer. Den Ton schlämmte man auf der Insel, während die Fertigung der Tonwaren in Stralsund vonstatten ging.

Bei den kriegerischen Auseinandersetzungen der Schweden mit Napoleon fielen Rügen und Hiddensee 1807 an Frankreich. 1810 befand sich Hiddensee allerdings schon wieder in schwedischem Besitz. Der Wiener Kongreß 1815 sprach Vorpommern, Rügen und Hiddensee dem Land Preußen zu.

Das Kloster „Zum heiligen Geist“ in Stralsund kaufte 1836 Hiddensee und es begannen wieder bessere Zeiten für die Einwohner. 1854 legte ein Rezeß eine jährlich zu zahlende Ablösungsrente fest, um den Einheimischen den Erwerb von eigenem Haus und Boden zu ermöglichen. In Vitte hatten 1911 alle Einwohner endlich ihren Besitz abgezahlt.

Nach der legendären Sturmflut 1872 fanden Insulaner bei Neuendorf das erste Stück des Hiddenseer Goldschmucks. In den nächsten zwei Jahren folgten noch weitere Funde. Die Kostbarkeiten werden im Kulturhistorischen Museum in Stralsund aufbewahrt. 1888 wurde ein 682 Gramm schwerer, massiv-goldener Armreif an der Nordküste der Insel in fünf Meter Tiefe gefunden. Dieser stellt Schlangen- oder Delfinköpfe dar, die durch punktierte Bänder verbunden sind.

Auf der ganzen Insel herrschten bis ungefähr 1900 ärmliche Lebensverhältnisse. Die abgeschiedene Lage, das Fehlen von Erwerbsmöglichkeiten außer der Fischerei und der geringe Ertrag des kargen Bodens waren Gründe für die Armut. Durch den zunehmenden Fremdenverkehr änderten sich, wenn auch langsam, die Zustände. Die 1892 eingerichtete Dampferlinie Stralsund-Wiek lief im Sommer auch Kloster an. Der Dampfer „Caprivi“ befuhr diese Verbindung.

Der individuell Reisende besuchte nun bald auf bequemeren Weg die Insel, brachte andere kulturelle Einflüsse mit und genoß oder prägte die entstehenden Künstlerkolonien.

Das Gold des Nordens

Seit vielen Jahrtausenden finden die Menschen Gefallen an Bernstein, er ist seit jeher begehrt und beliebt. Zur Römerzeit kam der viel bewunderte Stein nach Italien. In Rom diente er als Tauschobjekt und war teilweise teurer als Gold. Unter der Regierung des römischen Kaisers Nero (37-68) hatte eine kleine Bernsteinfigur einen höheren Wert als ein Sklave.

Bernstein

Erst Mitte des Achtzehnten Jahrhunderts konnte der russische Gelehrte Lomonossow (1711-1765) Beweise dafür darlegen, daß Bernstein ein uraltes gelbes bis braunes Baumharz ausgestorbener Nadelhölzer des Tertiärs ist. In dieser Zeit der Erdgeschichte tropfte aus den Bäumen das Harz auf den Waldboden und erhärtete nach 30 bis 40 Millionen Jahren zu dem kostbaren Bernstein.

Er lag lange unter Luftabschluß in feuchtem Waldboden oder am Grunde eines Gewässers. Ablagerungsschichten der Bernsteinwälder wurden während des Eiszeitalters abgehobelt. Gletscher und Schmelzwasserströme lagerten den Bernstein um, so gelangte er schließlich bis nach Norddeutschland.

Vermutlich wird es der Baumbestand riesiger Wälder gewesen sein, dessen Harz in Form von Bernstein Jahr für Jahr große Mengen dieses Steines an den Küsten der Nord- und Ostsee anschwemmte, denn bereits seit Ende des Alttertiärs drang das Meer von Westen immer weiter ins heutige nördliche Mitteleuropa und südliche Ostseegebiet vor.

Dieses fossile Baumharz hat die Sammelbezeichnung „Baltischer Bernstein“. Jedoch gibt es eine Vielfalt verschiedener Farbnuancen beim Bernstein, es sind vollkommen durchsichtige Stücke zu finden, aber auch mehr oder weniger trübe und undurchsichtige Brocken, rot, milchig weiß, grünlich und hell- oder dunkelgelb gefärbt.

Große Beachtung finden die klaren Bernsteinstücke, in denen Einschlüsse, auch Inklusen genannt, enthalten sind. Diese Bernstein-Inklusen sind eingeschlossene Reste von Pflanzen und Insekten, die infolge des Fossilisationsprozesses sonst in keinem Schichtgestein so wundervoll erhalten wiederzufinden sind. Der Bernstein ist offensichtlich ein gutes Konservierungsmittel für diese leicht vergänglichen Naturkörper geworden.
Er wirkt durch seine bizarre Schönheit sehr anziehend und wird im Volksmund das Gold des Nordens genannt.

Bereits in der Steinzeit fanden unsere Vorfahren Interesse an diesem glänzenden Stein. Sie trugen diese nach roher Bearbeitung als Amulett.
Schon sehr früh erkannten die Menschen, daß sich der spröde und nicht harte Stein sehr leicht bearbeiten läßt, man entwickelte die handwerkliche Kunst des Bernsteinschnitzens. Aus dem Bernstein entstanden kunstvolle Figuren und Schmuckstücke, er wurde zum beliebten Handelsobjekt.

Besonders im Sechzehnten und Siebzehnten Jahrhundert entwickelte sich das Kunstwerk der Bernsteinschnitzerei weiter. Aus den Steinen wurden wertvolle Gegenstände geschaffen. Zusammen mit Edelhölzern, Edelmetallen und Elfenbein verarbeitete man den Bernstein.

Die Bernsteinschnitzer fertigten einzigartige Reliefbildnisse, Leuchter, geschmackvolle Behältnisse, Gefäße oder Schatullen an. Oftmals wurden diese Becher, Humpen und Kannen mit Gold oder Silber verziert. Mit Beginn des vorigen Jahrhunderts gingen die Menschen dazu über, kleine Gebrauchsgegenstände und Schmucksachen in großen Mengen herzustellen. Bis in die heutige Zeit ist bei der Fertigung von Bernsteinschmuck vor allem Handarbeit erforderlich.

Besonders nach starken Nordwest-Stürmen kann man hin und wieder auch an den Stränden von Hiddensee Bernstein finden.
Wird dem Heimatmuseum in Kloster ein Besuch abgestattet, sind aktuelle sowie spektakuläre Kostbarkeiten wie beispielsweise große Bernsteinfunde zu bewundern. In das seit 1954 eröffnete Museum (welches aus einem Seenotrettungsschuppen entstand) kamen Gäste zu Hunderttausenden.

Seit einigen Jahren gibt es hier ein eigenes Bernsteinzimmer, ausgestattet mit Funden der Bernsteinfischer Peter und Ingo Engels. Beim eigenen Sammeln gibt es drei Erkennungsmerkmale für die Echtheit: Der Stein „schwebt“ im Wasser. Nach statischer Aufladung, zum Beispiel durch Reiben auf Wolle, zieht er Papier an und er ist brennbar.

Berühmte Relikte vergangener Zeiten

Einer der kostbarsten Schätze, den die Ostseeküste an Altertümern hergegeben hat, ist der Goldschmuck von Hiddensee. Er kam nach der Sturmflut von 1872 zutage und es stellte sich bald heraus, daß es sich um einen äußerst wertvollen Schatz aus der Wikingerzeit handelt.

Halskette

In den Jahren 1872 bis 1874 fanden Insulaner am Strand von Neuendorf den berühmten Hiddenseer Goldschmuck. Bis heute ist ungeklärt, ob er vom Meer an den Strand getragen wurde, oder ob der Ansturm der schweren See den Goldschmuck aus dem Dünensand herausgespült hat. Bei den Fundstücken handelt es sich eindeutig um einen Halsschmuck.

Die 16 Teile, die ein Gesamtgewicht von 596 Gramm haben, bestehen aus einem geflochtenen Halsreif, einer Schalenspange, sechs großen und vier kleineren Hängestücken, sowie vier Zwischengliedern. Der Schmuck ist eines der schönsten und kostbarsten Zeugnisse wikingischer Goldschmiedekunst und auch der bisher größte wikingische Goldfund in Deutschland.

Vermutlich wurde der Schmuck im Zehnten Jahrhundert von Goldschmieden auf Jütland angefertigt. Die Ornamentik weist auf eine Herkunft aus dem Norden hin, wo Schmuckstücke häufig auf verschlungenen Bändern mit Vogel- und Tierkopfmotiven verziert wurden. Heute ist er nicht zu bezahlen und gehört dem Kulturhistorischen Museum in Stralsund.

In RÜGEN – SO WIE ES WAR wird geschildert, wie der Schmuck am Ende des Zweiten Weltkrieges nach Stettin gelangte, wo man ihn heimlich vergrub, er aber dennoch in die Hände der Russen fiel und schließlich von ihnen an das Stralsunder Kulturhistorische Museum zurückgegeben wurde.

Die Nachbildung des Hiddenseer Goldschmucks ist im Klosteraner Heimatmuseum zu finden, welches für den Hiddensee-Besucher zu einem der Anziehungspunkte der Insel gehört. In dem 1954 als Museum eröffnetem Haus kann man Zeugnisse der Geschichte der Insel bewundern, die von einer Interessengemeinschaft der Hiddenseer Einwohner zusammengetragen wurden. Im oberen Raum des Heimatmuseums wird die geologische und geschichtliche Entwicklung Hiddensees dargestellt und jener berühmte Goldschmuck in Kopie ausgestellt.

Ton vom söten Länneken

Kaufmannssohn Joachim Ulrich Giese (1719-1779) hatte vom Vater das kaufmännische Geschick und von der Familie der Mutter die Neigung zur Kunst und zum Kunstgewerbe geerbt. Auf einer längeren Reise durch Holland erregten holländische Fayencen sein Interesse.

Fayencen

Während Gieses Vater im kleineren Handel Vermögen erwarb, widmete sich der Sohn größeren Unternehmungen und eröffnete in Stralsund bald ein großes Bankkontor. Das erworbene Vermögen legte Giese in Grundbesitz an und durchforschte die Insel Hiddensee nach industriellen Ausbeutungsmöglichkeiten. Dabei wurde an der Nordwestküste Ton entdeckt, welcher sich als brauchbar für die Herstellung von Fayencen erwies.

Im Jahre 1754 kaufte der schwedische Kammerrat die ganze Insel Hiddensee. Er begann, an der Steilküste des Dornbusch Ton abzubauen. In seiner neu errichteten Stralsunder Fabrik ließ er diesen zu Fayencen verarbeiten. Den Ton entnahmen Arbeiter nahe der Hucke, dem nordwestlichen Teil der Steilküste. Sie schafften Tonerde heran, reinigten und verarbeiteten sie. Diese Arbeit ernährte über hundert Menschen. Der Bedarf an Keramik war damals sehr groß. Fayencegeschirr brachte guten Absatz, denn die Porzellanherstellung war noch nicht sehr weit verbreitet.

Luxusware in vollendeter Form wurde fabriziert. Jedoch mußte das Unternehmen nach einigen Jahren aus wirtschaftlichen Gründen wieder aufgegeben werden. Im Heimatmuseum Hiddensee und im Kulturhistorischen Museum Stralsund befinden sich Muster der alten Fayencen.

Im Hiddenseer Herrenhaus der Gieses waren die Wände eines Zimmers komplett mit Fayencekacheln bekleidet, bemalt mit Vogel- und Schmetterlingsmotiven. Einen alten Kachelofen, wahrscheinlich hergestellt in der Stralsunder Fayencefabrik, kaufte der Maler Oskar Kruse (1847-1919), um ihn in seiner 1903/1904 errichteten „Lietzenburg“ im Schlafzimmer aufzustellen.

Der Siebenjährige Krieg erzwang ein Stocken im Vertrieb der Erzeugnisse. Die finanziellen Verhältnisse der Gieses wurden durch den Krieg ebenfalls stark beeinträchtigt. So war es nur eine Frage der Zeit, wann das Fayencengeschäft aufgelöst werden mußte.

Das Bestehen der Stralsunder Fayencefabrik fiel in etwa mit dem Zeitalter des Rokoko zusammen. Lebenslust, Beweglichkeit und Verspieltheit dieser Zeit spiegelte sich in den Fabrikaten wider.

Grabkennzeichnung und Besitzmarkierung

Hausmarken, aus geraden Linien zusammengesetzte, imposante Gebilde, waren viele Jahrhunderte in Gebrauch. In ihrer ursprünglichen Form linearen Charakters, wurden sie meist von ungeübten Händen in jedes zur Verfügung stehende Material geschnitzt, gebrannt oder gemeißelt. Die Hiddenseer Hausmarke stand nicht für persönlichen Besitz und war kein persönliches Zeichen. Sie kennzeichnete jeweiliges Eigentum oder half öffentlich-rechtliche Belange zu regeln.

Hausmarken

Die Hausmarke wurde möglichst, aber nicht zwingend durch blutsverwandtschaftliche Vererbung weitergegeben, sie verblieb aber seit jeher am Haus. Geriet das Haus durch Kauf in familienfremde Hände, so übernahm der neue Besitzer auch die Hausmarke. Wenn heute einige Hausmarken nicht mehr vorhanden sind, dann existieren die betreffenden Häuser nicht mehr. Die Verwendungsarten der Hausmarken waren verschieden. Zum einen sollte der bewegliche (wie Haustiere oder Boote) und der unbewegliche Besitz (wie Haus oder Acker) gekennzeichnet werden, um Verwechslungen zu vermeiden. Zum anderen diente die Hausmarke als Ersatz für eine Unterschrift und zur Kennzeichnung von Grabstätten.

Die ältesten noch erhaltenen und mit Hausmarken gekennzeichneten Grabsteine sind aus dem Achtzehnten Jahrhundert. So meißelten die Einwohner in passende, am Strand gefundene Granit- oder Sandsteinfindlinge Hausmarken mit der Jahreszahl ein. Die Hausmarke der jeweiligen Familie und manchmal noch das Todesjahr genügten.

Auf dem Hiddenseer Friedhof haben über Jahrhunderte hinweg einfache Menschen ihre Angehörigen begraben. Fast immer zierte den Grabstein eine Hausmarke. Außerdem liegen viele Gaus, Schlucks, Schliekers, Gottschalks, Witts und Striesows in den Grabreihen des sanft gewellten Friedhofes neben berühmten Persönlichkeiten. Viele mit der Insel verbundene Künstler fanden auf eigenen Wunsch dort ihre letzte Ruhestätte.

So auch Gret Palucca (1902-1993), deren Urne von Insulanern auf dem Friedhof in Kloster beigesetzt wurde. Ihr unscheinbares Grab schmückt lediglich ein Findling mit der Inschrift PALUCCA. Doch Blumen und Steine künden davon, daß dieser abgelegene Ort schon fast zu einer Wallfahrtstätte für Menschen geworden ist, die die Tänzerin verehren.

Der Dichter Gerhart Hauptmann (1862-1942) fand seine letzte Ruhestätte auch auf Hiddensee. Er starb in Agnetendorf in Schlesien, wurde mit einigen Schwierigkeiten, aber erfolgreich nach Hiddensee befördert und am 28. Juli 1946 auf dem Inselfriedhof bestattet.

Weitere berühmte Persönlichkeiten wie der Künstler Oskar Kruse (1847-1919) oder der Regisseur und spätere Intendant der Komischen Oper in Berlin, Walter Felsenstein (1901-1975) sind auf dem Inselfriedhof beigesetzt worden. Im Gegensatz zu der schlichten Grabstätte der Palucca wirkt das beeindruckende Familiengrab der Felsensteins gigantisch.

Am nördlichsten Rand des Inselfriedhofes befindet sich das Grab des ersten Direktors der 1948 in Kloster eingerichteten Vogelwarte: Hans Schildmacher (1907-1975).
Die Gräber sind fast durchgehend mit grünen Büschen eingerahmt. Das verleiht der gesamten Anlage eine inselgemäße Natürlichkeit. Die ältesten Grabsteine, die auf dem historischen Gräberfeld zu sehen sind, zeigen, daß schlichte Mittel ausreichen mußten, um ein Grab zu markieren.

Wann und wie die Hausmarken auf Hiddensee entstanden sind, ist bis heute Gegenstand der Forschung. Fest steht allerdings, daß die Verwandtschaft mit Runen, wenn überhaupt, nur sehr entfernt ist und daß die Hausmarken schon 1530 in Gebrauch waren. Oft haben die Marken in Anlehnung an bestimmte Gerätschaften, die der Form der Marke gleichen, besondere Bezeichnungen (wie Anker oder Sturmbak).

Auch die Weiterentwicklung der Hausmarken ist einem Reglement unterworfen. Blieb das Haus durch reguläre Vererbung in der Familie, so bekam ein Kind das Haus mit dazugehöriger Marke. Teilte ein anderes Kind mit dem Einverständnis des Vaters und des Erben das Familiengrundstück und baute sich darauf ein eigenes Haus, konnte die Hausmarke, allerdings um eine kleine Ergänzung reicher, benutzt werden.

Heute sind Hausmarken zwar nicht mehr in Gebrauch, aber vielfach werden sie als Schmuckelement sichtbar an den Häuserwänden angebracht und erinnern so an diese alte Sitte. Gerade in den letzten Jahren besannen sich viele junge Insulaner wieder auf die Hausmarken-Tradition und führten dieses Erbe fort. Weil sich die innere Struktur der südlichsten Ortschaft Neuendorf am wenigsten verändert hat, ist da das ganze Hausmarkenwesen wohl am ursprünglichsten erhalten geblieben.

Die Christianisierung der Insel

Waldemar I. (1131-1182), dänischer König seit 1157, begründete die dänische Großmachtpolitik. Er unternahm Feldzüge gegen die Wenden und eroberte im Jahre 1168 die wendische Tempelburg Arkona. Somit waren die Inseln Rügen und Hiddensee der dänischen Diözese Roeskilde unterstellt. Sofort begann die Christianisierung beider Inseln. Damit ging in schnellem Tempo die Urbarmachung und Kultivierung des größtenteils wüsten Landes einher.

Zisterzienser

Bereits im Jahre 1296 wurde das der Insel Rügen vorgelagerte Hiddensee den Zisterziensermönchen übergeben und die Klosterfiliation Sankt Nicolai gegründet. Beide Inseln gehörten damals zu Dänemark. Die Gründung des Zisterzienser-Ordens reicht ins Elfte Jahrhundert zurück. Die asketische Lebensweise der Mönche ermöglichte im Zwölften und Dreizehnten Jahrhundert eine stürmische Entwicklung des Ordens.

Es kam zu bedeutenden Leistungen auf dem Gebiet der Landeskultivierung, der Viehzucht und des Fischereiwesens. Die Abtei Sankt Nicolai betrieb jedoch nicht nur Bauvorhaben in der nördlich gelegenen Ortschaft Kloster, sondern auch auf dem Südteil der Insel Hiddensee, dem Gellen, nahe des heutigen kleinen Leuchtfeuers.

Dort liegen noch heute die Reste der ehemaligen Gellenkirche, ein Backsteinbau auf Feldsteinfundamenten. Nach urkundlichen Erwähnungen soll sie im Jahr 1302 fertiggestellt gewesen sein.

Fürst Wizlaw II. von Rügen (circa 1240-1302) schenkte den Mönchen ganz Hiddensee und gewährte ihnen Fischereirechte in den Gewässern um Rügen.

Damals war Hiddensee längst kein unbewohntes Gebiet mehr. Es gab Kolonisten, die das Land beanspruchten. In geistlicher Hinsicht war das Eiland auch kein Vakuum mehr. Das erschwerte es natürlich erheblich, dem rauen Fischerwesen den Glauben nahezubringen.

Hiddensee unterstand zunächst dem Pfarrer von Schaprode. Wind und Wetter hinderten ihn jedoch oft, seine seelsorgerlichen Pflichten an den Hiddenseern ausreichend erfüllen zu können. Es kam vor, daß Kinder ohne Taufe und Erwachsene ohne die letzte Ölung und Kommunion starben. Letztendlich verzichtete der Pfarrer auf die Seelsorge zugunsten des Klosters, denn er bekam als Ausgleich eine jährliche Rente.

Die 1322 errichtete Kapelle beim Kloster war für den Laiengottesdienst gedacht. Aus ihr ist schließlich die bescheidene Inselkirche hervorgegangen, die durch den Umbau 1781 ihre heutige Gestalt bekam.
Wenn die Künstler, die auf Hiddensee zu Gast sind, spontan eine Probe ihrer Kunst zum besten geben, ist die kleine Kirche gut besucht. Dieser Brauch geht zurück bis in die zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts.

Die Reformation hob 1536 das Kloster auf, die Mönche liefen auseinander. Von der Ausstattung, den Geräten und Einrichtungsgegenständen wie Altären und liturgischen Gerätschaften blieb nichts erhalten. Später tauchten Kleinodien und seidene Gewänder im Besitz anderer Kirchen auf. Das Hiddenseer Kloster wurde bis auf die Kapelle vor dem Klostertor niedergerissen beziehungsweise von den Bewohnern mit der Absicht der Aneignung von Baumaterialien abgetragen.

Was übrig blieb, ist der Name, denn die verschwundene Zisterzienserabtei hinterließ der Örtlichkeit, auf der sie sich einst erhoben hatte, den Namen Kloster.

Die Verwandlung zur Künstlerinsel beginnt

Für den Hiddensee-Reisenden vor mehr als hundert Jahren war die Anreise ein kleines Abenteuer: Erst einmal mußte er sich vom Tourenschiff Stralsund-Breege/Wittow aus- oder abbooten lassen. Über ein Signal wurde dann der Fährmann gerufen, der ihn mit seinem Ruderboot an das flache Ufer brachte. Doch nun befand sich der Passagier erst auf der Fährinsel und ob der Fährmann bereit war die weiblichen Gäste über den schmalen Wasserweg zu tragen, soll immer vom Aussehen und Gewicht der Damen abhängig gewesen sein. Die Herren mußten die Hosen hochkrempeln und waten, später nutzte man Pferdefuhrwerke. Heute ist diese Fährinsel Brutgebiet für Seevögel.

Doch auch nachdem am 17. Juli 1887 erstmals der Dampfer „Germania“ auf einer Extrafahrt mit Getöse Kloster erreicht hatte und ab Juli 1892 der Salon- und Postdampfer „Caprivi“ dann diesen Ort in seine reguläre Route aufnahm, blieb die Zahl der Hiddensee-Urlauber übersichtlich.

Im Jahr 1905 entstand eine Landungsbrücke für Motorboote im Süden bei Neuendorf/Plogshagen, wenig später konnten Stralsunder Dampfschiffe den Hauptort Vitte anlaufen. Dennoch blieb es ruhig auf der Insel, weil sie weder Kurhäuser noch Tennisplätze oder prunkvolle Promenaden bot.

Der Einsiedler von Hiddensee

Alexander Ettenburg (1858-1919), Einsiedler und selbsternannter Theaterkünstler, betrat 1888 erstmalig „“ und es ließ ihn von da an nicht mehr los.

Alexander Ettenburg

Er rührte kräftig die Werbetrommel, machte sich um den Fremdenverkehr der Insel verdient. Bis zu seinem Tode versuchte er die Schönheit der Insel in Gedichten, Schriften und auf seinen Vortragsreisen publik zu machen. Einen ersten Reiseführer schrieb er 1905.

Als Sohn eines schlesischen Großgrundbesitzers geboren, wuchs er aristokratisch geprägt auf und sollte seine Karriere im Offizierswesen beginnen. Nach harten Auseinandersetzungen mit seiner Familie ging er jedoch zum Theater. Die Tatsache, daß nach dem Tod des Vaters 1886 ein großer Teil des Vermögens verlorenging, beendete das sorgenfreie und unabhängige Leben Ettenburgs. Er siedelte sich in Altefähr bei Stralsund an, begründete das Hotel „Seeschloß“ und lernte seine erste Frau, die Malerin Marie Magdalinski kennen. Durch sie wurde er auf die Insel Hiddensee aufmerksam.

Er erwarb im nördlichsten Ort, Grieben, ein altes Fischerhäuschen und machte es zu einer schwedischen Bauernschänke, die er mit den Gemälden Marie Magdalinskis ausstattete. Später pachtete er die Bergwaldschänke und widmete sich dem Freiluft-Theater. Dort befand sich auch sein Poetenstübchen mit Bibliothek. In einer etwas abseits gelegenen Hütte verbarg er sein „Mausoleum“, bestehend aus Zinksarg und vollständiger Verbrennungsausstattung. Er nannte sein Domizil „Tannhausen“, bewegte sich fast immer barfuß und in einer Einsiedlertracht, die aus einem weißen Gewand mit schwarzen Rundkragen bestand . Dreizehn Sommer hauste, spielte, rezitierte und schriftstellerte er in dem Bergwäldchen, bevor es ihn aus finanziellen Gründen in die Nähe des Vitter Südstrandes verschlug.

Die Inselfischer hielten ihn für einen verrückten Kerl. Dessen ungeachtet eröffnete er 1898 ein Natur-Theater. Ettenburg war dort alles in einer Person: Stückeschreiber, Regisseur, Schauspieler und Kostümschneider. Im Sommer des Jahres 1900 erlebte das Hiddensee-Drama SWANTEWITS FALL seine Uraufführung. Es spielte in der Swantischlucht, die heute noch so heißt. Mit Hilfe einiger Künstler führte er dort auch sein Drama HIDDE, DIE FEE DES SÖTEN LÄNNEKENS oder Szenen aus Goethes IPHIGENIE und Grillparzers SAPPHO auf.

Seit 1910 lebte er in Vitte in der „Einsiedelei Mathilde“, die er gleichzeitig als Strandcafe betrieb. Er gestaltete dort seinen Verbrennungssarg, auf dessen Deckel er in den Saisonwochen sein Nachtlager aufschlug. Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges blieben die Gäste langsam aus und er geriet in Vergessenheit. Einige Hiddenseer und andere Freunde sorgten dafür, daß Ettenburg nicht verhungerte. Er blieb nun auch den Winter über auf der Insel, aber die absolute Abgeschiedenheit wirkte sich ungünstig auf sein Gemüt aus. Er verfiel dem Trunke und die Gicht plagte ihn. Im Oktober 1919 verstarb er in einem Stralsunder Krankenhaus.

Sein Wunsch, auf dem Hiddenseer Inselfriedhof beigesetzt zu werden, wurde dadurch vereitelt, daß die Urne mit seiner Asche auf dem Postweg nach Hiddensee verlorenging.

Der Burgherr von Hiddensee

Oskar Kruse

Bis zu seinem 42sten Lebensjahr war Oskar Kruse (1847-1919) Kaufmann und zuletzt Besitzer eines großen Holzhofes in Berlin, ehe er sich entschloß, seinen Beruf an den Nagel zu hängen, um Künstler zu werden. Er studierte ab 1889 Malerei in Berlin, München und Paris. Es folgten einige Studienreisen durch Deutschland, England und Italien. Als er sein väterliches Erbe erhielt, nahm er sich vor, folgende Mission zu verwirklichen: Auf Hiddensee sollte eine Künstlerkolonie entstehen.
1904 hatte er hierzu ein Grundstück in Kloster erworben. Er schrieb einen Architekturwettbewerb aus und entschied sich schließlich für das Modell der beiden Architekten Otto Wilhelm Spalding (1863-1920) und Alfred Grenander (1863-1931), die ihm 1904/1905 die Jugendstilvilla „Lietzenburg“ bauten. Der Name war der Lietzenburger Straße in Berlin Charlottenburg entlehnt, in der die Kruses ihren festen Wohnsitz hatten, und wo im übrigen auch Gerhart Hauptmann (1862-1946) gelegentlich verkehrte.

Oskar Kruses Bruder Max (1854-1942), ein Bildhauer, der im Stile des NEUBAROCK und des NEOKLASSIZISMUS arbeitete, war mit der Puppenmacherin Käthe Kruse (1883-1968), deren ursprüngliche Karriere als Schauspielerin begann, verheiratet. Er schuf 1897 die berühmt gewordene Holzplastik von Gerhart Hauptmann.

Die Wende auf Hiddensee

Durch das Engagement einiger Inselbewohner entwickelte sich während der Wendezeit neben etlichen Erweiterungen im kulturellen Bereich auf politischer Ebene ein selbstbestimmtes demokratisches System.

Steilküste

Im Oktober 1989 gründete sich als Ausdruck einer intensiveren politischen Diskussion eine „Initiativgruppe“ um Inselpastor Domrös und die damalige Leiterin der Gerhart-Hauptmann-Gedenkstätte Frau Dr. Kühne, um aktuelle Fragen der Insel zu diskutieren. Die Gemeindevertretung erkannte diese Gruppe an.

Am 29. November 1989 wurde der Bürgermeister mit sofortiger Wirkung von seiner Funktion entbunden und gleichzeitig zum 31. Dezember 1989 als Ratsmitglied und Abgeordneter abberufen. Man wählte die Mitglieder der oben erwähnten „Initiativgruppe“ in die Gemeindevertretung hinzu.

1990 wählten die rund 1300 Hiddenseer Norbert Athing von Helgoland zu ihrem Bürgermeister. Von 1990 bis 1996 organisierte er den Aufbau einer neuen Infrastruktur und die Ausrichtung auf eine neue Zeit. Danach übernahm der Wahlhiddenseer Gino Leonhardt das Ruder.

Die einzige Straße wurde ausgebaut und verbessert, eine Kläranlage errichtet, ein Gasleitungsnetz kam unter die Erde und erhielt mit Hilfe einer durchs Wasser geführten Leitung Anschluß zur Insel Rügen. Straßenbeleuchtungen entstanden und der Ausbau der Häfen begann.

Kulturelles spielte nach wie vor eine große Rolle. Alles sollte erhalten, erneuert oder ausgebaut werden. Die Hiddenseer wollten sich durch politische Veränderungen ihre Liebe zu der Insel nicht nehmen lassen. Früher lebten sie von Aal und Hering, die in der DDR auch als Zahlungsmittel genutzt wurden, und vom Ruf des Eilandes als Künstler- und Intellektuelleninsel.

Heute gibt es nur noch dreißig Fischer, und so empfangen die Insulaner als Fuhrmann, Kellner oder Hafenarbeiter ihre Gäste vom Festland. Ihnen und sich wollten sie das Flair der Künstlerkolonie erhalten. Zum Beispiel halfen sie mit, die 1998 aus dem Berliner Figurentheater HOMUNKULUS hervorgegangene „Seebühne“ Hiddensees zu etablieren.

Das seit 1963 betriebene Zeltkino in Vitte erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit. Nicht nur von den Sommergästen wird es besucht. Auch viele Hiddenseer nutzten seit Jahren das wohl ausgesuchte Filmangebot von Ekki, wie der Betreiber liebevoll genannt wird. Seit 2003 gestaltet das Kino Bergen, unterstützt von der Hiddenseer Kurverwaltung, den fortlaufenden Kinobetrieb.

Jeden Sommer sind von Neuendorf vorm „Hotel am Meer“ über die kleine Galerie der „Heiderose“ in der Dünenheide bis hin zur „Torbogengalerie“ und dem Heimatmuseum in Kloster wechselnde Ausstellungen zu besichtigen. In das seit 1954 eröffnete Heimatmuseum kamen und kommen Gäste zu Hunderttausenden. Aktuelle sowie spektakuläre Kostbarkeiten werden ausgestellt. Große Bernsteinfunde können bewundert werden.

Das „Gerhart-Hauptmann-Haus“ ist Gedenkstätte und kulturelles Zentrum zugleich. Der Inselfriedhof verrät viel über die Geschichte der kleinen Insel. Aufschlußreich ist ein Gang entlang des historischen Gräberfeldes am Weg zur Kirche.

Die Wetterstation ist seit August 1998 eine Attraktion auf Hiddensee. Der bekannte Fernsehmeteorologe und Showmaster Jörg Kachelmann hatte die Idee dazu. Ab und zu gibt es sogar einen Vortrag zum Hiddensee-Wetter im Seminarraum der Hotelanlage „Heiderose“ oder im „Henni-Lehmann-Haus“.

Kulturelle Begegnungsstätten

Von Mitte April bis in den Dezember hinein bietet das in Vitte etablierte Puppen- und Figurentheater „Seebühne“ regelmäßige Aufführungen von Stücken für Kinder und Erwachsene sowie Gastspiele verschiedener Künstler aller Genre.

Inzwischen gastierte das 1998 gegründete kleine Theater während der vergangenen fünf Jahre in Dänemark, Finnland, Frankreich, Italien, Norwegen, Portugal, Schottland, Schweden, in der Ukraine und der Schweiz. Auch bei nationalen Theatertreffen und Gastspielveranstaltungen war die „Seebühne“ präsent, so unter anderem in Berlin, Dortmund, Dresden, Frankfurt/Oder, Greifswald, Hamburg und Lübeck.

Lietzenburg

Konzerte werden im „Hauptmann-Haus“ und der Inselkirche gegeben. Damit wird eine langjährige Tradition erfolgreich am Leben erhalten.
Außergewöhnlich ist das jedes Jahr Ende Juni im ehemaligen „Muthesius-Haus“ in Vitte am Süderende stattfindende Hauskonzert. Anlaß dieser besonderen musikalischen Begebenheit ist der Geburtstag des heutigen Besitzers Dr. Peter Nowak, Herzspezialist aus Berlin

Viele bekannte Musiker und Sänger erfreuten in den letzten Jahren die Gäste. Im Juni 2002 gab der international anerkannte russische Pianist Vladimir Stoupel (*1962) sein Können zum Besten. Der folgende Geburtstag wurde mit Musik für Klavier zu vier Händen durch die Pianisten Mi-Joo Lee (Korea) und Professor Dr.Klaus Hellwig begleitet. Im übrigen verlebte der Graphiker Werner Klemke (1917-1994) mit seiner Familie jahrzehntelang die Sommermonate im „Muthesius-Haus“ auf Hiddensee und behielt die Treffen von Kunstschaffenden und -begeisterten bei.

Das „Gerhart-Hauptmann-Haus“ (ehemals „Haus Seedorn“) in Kloster ist seit 1956 für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Lebens- und Schaffensstätte des Dichters ist im Originalzustand erhalten, so wie der Hausherr sie 1943, bei seinem letzten Inselaufenthalt verlassen hat.

Neben Konzerten finden hier auch Lesungen und Vorträge statt. Beispielsweise las Bernhard Schlink (*1944) im Juni 2000 aus seinem damals gerade erschienenen Erzählband DER VORLESER im Arbeitszimmer des großen Dramatikers. Günter Grass (*1927) ist ebenfalls ein gern gesehener Gast, ob mit dem Roman WEITES FELD (1995), mit seinen Graphiken oder mit der Novelle IM KREBSGANG (2002) im Gepäck.

Wanderung

Im Hiddenseer Heimatmuseum erfährt der interessierte Besucher wie Hiddensee entstand, wie die Hiddenseer im letzten Jahrhundert lebten, welcher Schutz gegen Sturmfluten gegeben ist und war, wie das Zisterzienserkloster aussah und bewirtschaftet wurde, welche Fische in den Gewässern um Hiddensee gefangen werden, welche Vögel auf Hiddensee brüten oder welche Pflanzen auf der Insel heimisch sind.

Der Entertainer und Wetterfrosch Jörg Kachelmann initiierte Ende der neunziger Jahre auf Hiddensee den Bau einer Wetterstation an zwei verschiedenen Standorten. Eine befindet sich am Leuchtturm in Kloster, die andere steht in der Heide.

Das alte Rathaus in Vitte wurde rekonstruiert und im Mai 2000 mit dem Namen „Henni-Lehmann-Haus“ wieder eröffnet. Seitdem finden hier Konzerte, Lesungen, Schachnachmittage und andere Veranstaltungen statt. Die vom Obergeschoß in die erste Etage verlegte Bibliothek erfreut sich seit jeher großer Beliebtheit. Die Namensgeberin dieses Hauses initiierte1907 den Bau. Sie prägte das politisch-soziale Leben auf der Insel Hiddensee entscheidend mit.

Viele mit der Insel verbundene Künstler fanden auf eigenen Wunsch ihre letzte Ruhestätte auf dem Klosteraner Inselfriedhof, auf dem sich ein historischer Spaziergang lohnt. Die Hiddenseer Inselkirche ist das letzte sichtbare Bauwerk aus der Zeit des Zisterzienserklosters, das auf Hiddensee im Jahre 1296 gegründet wurde. Schon 1332 wurde die Inselkirche als Pfarrkirche für die Fischer und Bauern der Insel geweiht.