Alexander Ettenburg
Der Einsiedler von Hiddensee
Alexander Ettenburg (1858-1919), Einsiedler und selbsternannter Theaterkünstler, betrat 1888 erstmalig „“ und es ließ ihn von da an nicht mehr los.
Er rührte kräftig die Werbetrommel, machte sich um den Fremdenverkehr der Insel verdient. Bis zu seinem Tode versuchte er die Schönheit der Insel in Gedichten, Schriften und auf seinen Vortragsreisen publik zu machen. Einen ersten Reiseführer schrieb er 1905.
Als Sohn eines schlesischen Großgrundbesitzers geboren, wuchs er aristokratisch geprägt auf und sollte seine Karriere im Offizierswesen beginnen. Nach harten Auseinandersetzungen mit seiner Familie ging er jedoch zum Theater. Die Tatsache, daß nach dem Tod des Vaters 1886 ein großer Teil des Vermögens verlorenging, beendete das sorgenfreie und unabhängige Leben Ettenburgs. Er siedelte sich in Altefähr bei Stralsund an, begründete das Hotel „Seeschloß“ und lernte seine erste Frau, die Malerin Marie Magdalinski kennen. Durch sie wurde er auf die Insel Hiddensee aufmerksam.
Er erwarb im nördlichsten Ort, Grieben, ein altes Fischerhäuschen und machte es zu einer schwedischen Bauernschänke, die er mit den Gemälden Marie Magdalinskis ausstattete. Später pachtete er die Bergwaldschänke und widmete sich dem Freiluft-Theater. Dort befand sich auch sein Poetenstübchen mit Bibliothek. In einer etwas abseits gelegenen Hütte verbarg er sein „Mausoleum“, bestehend aus Zinksarg und vollständiger Verbrennungsausstattung. Er nannte sein Domizil „Tannhausen“, bewegte sich fast immer barfuß und in einer Einsiedlertracht, die aus einem weißen Gewand mit schwarzen Rundkragen bestand . Dreizehn Sommer hauste, spielte, rezitierte und schriftstellerte er in dem Bergwäldchen, bevor es ihn aus finanziellen Gründen in die Nähe des Vitter Südstrandes verschlug.
Die Inselfischer hielten ihn für einen verrückten Kerl. Dessen ungeachtet eröffnete er 1898 ein Natur-Theater. Ettenburg war dort alles in einer Person: Stückeschreiber, Regisseur, Schauspieler und Kostümschneider. Im Sommer des Jahres 1900 erlebte das Hiddensee-Drama SWANTEWITS FALL seine Uraufführung. Es spielte in der Swantischlucht, die heute noch so heißt. Mit Hilfe einiger Künstler führte er dort auch sein Drama HIDDE, DIE FEE DES SÖTEN LÄNNEKENS oder Szenen aus Goethes IPHIGENIE und Grillparzers SAPPHO auf.
Seit 1910 lebte er in Vitte in der „Einsiedelei Mathilde“, die er gleichzeitig als Strandcafe betrieb. Er gestaltete dort seinen Verbrennungssarg, auf dessen Deckel er in den Saisonwochen sein Nachtlager aufschlug. Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges blieben die Gäste langsam aus und er geriet in Vergessenheit. Einige Hiddenseer und andere Freunde sorgten dafür, daß Ettenburg nicht verhungerte. Er blieb nun auch den Winter über auf der Insel, aber die absolute Abgeschiedenheit wirkte sich ungünstig auf sein Gemüt aus. Er verfiel dem Trunke und die Gicht plagte ihn. Im Oktober 1919 verstarb er in einem Stralsunder Krankenhaus.
Sein Wunsch, auf dem Hiddenseer Inselfriedhof beigesetzt zu werden, wurde dadurch vereitelt, daß die Urne mit seiner Asche auf dem Postweg nach Hiddensee verlorenging.