Bernstein

Das Gold des Nordens

Seit vielen Jahrtausenden finden die Menschen Gefallen an Bernstein, er ist seit jeher begehrt und beliebt. Zur Römerzeit kam der viel bewunderte Stein nach Italien. In Rom diente er als Tauschobjekt und war teilweise teurer als Gold. Unter der Regierung des römischen Kaisers Nero (37-68) hatte eine kleine Bernsteinfigur einen höheren Wert als ein Sklave.

Bernstein

Bernstein

Erst Mitte des Achtzehnten Jahrhunderts konnte der russische Gelehrte Lomonossow (1711-1765) Beweise dafür darlegen, daß Bernstein ein uraltes gelbes bis braunes Baumharz ausgestorbener Nadelhölzer des Tertiärs ist. In dieser Zeit der Erdgeschichte tropfte aus den Bäumen das Harz auf den Waldboden und erhärtete nach 30 bis 40 Millionen Jahren zu dem kostbaren Bernstein.

Er lag lange unter Luftabschluß in feuchtem Waldboden oder am Grunde eines Gewässers. Ablagerungsschichten der Bernsteinwälder wurden während des Eiszeitalters abgehobelt. Gletscher und Schmelzwasserströme lagerten den Bernstein um, so gelangte er schließlich bis nach Norddeutschland.

Vermutlich wird es der Baumbestand riesiger Wälder gewesen sein, dessen Harz in Form von Bernstein Jahr für Jahr große Mengen dieses Steines an den Küsten der Nord- und Ostsee anschwemmte, denn bereits seit Ende des Alttertiärs drang das Meer von Westen immer weiter ins heutige nördliche Mitteleuropa und südliche Ostseegebiet vor.

Dieses fossile Baumharz hat die Sammelbezeichnung „Baltischer Bernstein“. Jedoch gibt es eine Vielfalt verschiedener Farbnuancen beim Bernstein, es sind vollkommen durchsichtige Stücke zu finden, aber auch mehr oder weniger trübe und undurchsichtige Brocken, rot, milchig weiß, grünlich und hell- oder dunkelgelb gefärbt.

Große Beachtung finden die klaren Bernsteinstücke, in denen Einschlüsse, auch Inklusen genannt, enthalten sind. Diese Bernstein-Inklusen sind eingeschlossene Reste von Pflanzen und Insekten, die infolge des Fossilisationsprozesses sonst in keinem Schichtgestein so wundervoll erhalten wiederzufinden sind. Der Bernstein ist offensichtlich ein gutes Konservierungsmittel für diese leicht vergänglichen Naturkörper geworden.
Er wirkt durch seine bizarre Schönheit sehr anziehend und wird im Volksmund das Gold des Nordens genannt.

Bereits in der Steinzeit fanden unsere Vorfahren Interesse an diesem glänzenden Stein. Sie trugen diese nach roher Bearbeitung als Amulett.
Schon sehr früh erkannten die Menschen, daß sich der spröde und nicht harte Stein sehr leicht bearbeiten läßt, man entwickelte die handwerkliche Kunst des Bernsteinschnitzens. Aus dem Bernstein entstanden kunstvolle Figuren und Schmuckstücke, er wurde zum beliebten Handelsobjekt.

Besonders im Sechzehnten und Siebzehnten Jahrhundert entwickelte sich das Kunstwerk der Bernsteinschnitzerei weiter. Aus den Steinen wurden wertvolle Gegenstände geschaffen. Zusammen mit Edelhölzern, Edelmetallen und Elfenbein verarbeitete man den Bernstein.

Die Bernsteinschnitzer fertigten einzigartige Reliefbildnisse, Leuchter, geschmackvolle Behältnisse, Gefäße oder Schatullen an. Oftmals wurden diese Becher, Humpen und Kannen mit Gold oder Silber verziert. Mit Beginn des vorigen Jahrhunderts gingen die Menschen dazu über, kleine Gebrauchsgegenstände und Schmucksachen in großen Mengen herzustellen. Bis in die heutige Zeit ist bei der Fertigung von Bernsteinschmuck vor allem Handarbeit erforderlich.

Besonders nach starken Nordwest-Stürmen kann man hin und wieder auch an den Stränden von Hiddensee Bernstein finden.
Wird dem Heimatmuseum in Kloster ein Besuch abgestattet, sind aktuelle sowie spektakuläre Kostbarkeiten wie beispielsweise große Bernsteinfunde zu bewundern. In das seit 1954 eröffnete Museum (welches aus einem Seenotrettungsschuppen entstand) kamen Gäste zu Hunderttausenden.

Seit einigen Jahren gibt es hier ein eigenes Bernsteinzimmer, ausgestattet mit Funden der Bernsteinfischer Peter und Ingo Engels. Beim eigenen Sammeln gibt es drei Erkennungsmerkmale für die Echtheit: Der Stein „schwebt“ im Wasser. Nach statischer Aufladung, zum Beispiel durch Reiben auf Wolle, zieht er Papier an und er ist brennbar.